Grundlagen & Wissenswertes

Die 11 häufigsten Fehler beim Maschinensticken

5. August 2022

Das kennt jeder: man legt motiviert los und macht alles „wie immer“ und dann klappt aufeinmal garnichts.

Ich habe für dich hier die häufigsten Fehler zusammengetragen und ein Merkblatt zum Ausdrucken erstellt. Das Merkblatt hilft dir systematisch bei der Fehlersuche. Egal ob du Anfänger oder Fortgeschrittener bist. Manchmal steht man auf dem Schlauch und kann das Merkblatt zur Hand nehmen. Am Ende des Beitrages findest du den Download des Merkblattes.

Das kannst du dir ausdrucken und gut sichtbar in die Nähe deiner Stickmaschine hängen! In diesem Blog-Beitrag schildere ich nochmal ausführlicher, was du alles beachten und ausprobieren kannst, wenn dein Ergebnis bei der Bestickung eines Stoffes nicht zufriedenstellend war.

Kommen wir zunächst zu den 11 häufigsten Fehlern…

1. Der Ober- oder Unterfaden nicht korrekt eingefädelt.

Manchmal passiert es, dass man die Unterfadenspule falsch herum einlegt oder der Oberfaden an einer Stelle in der Maschine nicht richtig durchläuft. Einfach alles herausnehmen und neu einfädeln. Achte auch darauf, dass der Unterfaden gleichmäßig aufgespult ist. Die Fadenwulst sollte schön flach sein, nicht konkav oder konvex. Spule im Zweifel einfach den Unterfaden neu auf.

2. Die Nadel ist stumpf.

Gerade wenn man viel Filz oder Leder bestickt hat, wird die Nadel schneller stumpf. Wenn dein Garn plötzlich häufiger reißt, Schlaufen schlägt oder „aufribbelt“, prüfe nach, ob die Nadel getauscht werden muss.

3. Die Maschine ist verschmutzt.

In den Oberfadenwegen oder in der Spulenkapsel für den Unterfaden sammeln sich gerne Staub, Garnreste und Flusen. Den Oberfadenweg kannst du mit einem Pinsel oder ungewachster Zahnseide reinigen. Die Zahnseide fädelst du einfach durch, wie du das auch mit dem Stickfaden machen würdest und ziehst in 2-3x durch. Bitte nur in eine Richtung und nicht hin und her, sonst verteilt man nur den Schmutz. Die Spulenkapsel und den unteren Teil der Maschine kannst du einfach mit einem Pinsel ausbürsten. Unerschrockene (so wie ich 😉 ) nehmen einen Staubsauger und saugen den unteren Teil der Stickmaschine aus. Vor dem aussaugen musst du natürlich alle losen Teile entfernen und die Stickmaschine vom Strom trennen.

Meine Erfahrung zur Wartung und Reinigung:
Gönne deiner Stickmaschine spätestens nach 10 Mio. Stichen mal eine Wartung – vor allem wenn du sie selten gereinigt hast. Wenn dein Maschinen-Techniker ein anderes Wartungsintervall empfiehlt, dann halte dich daran. Er kennt dein Fabrikat am Besten. Eine Haushalts-Stickmaschine lässt man beim Techniker warten. Industriestickmaschinen kann man meistens mit Hilfe eines Handbuches selbst warten. Ich reinige bei meinen Maschinen alle 200 000 Stiche die Spulenkapsel und alles unter der Stichplatte. Alle 2 Mio. Stiche mache ich eine komplette Maschinenreinigung (oben und unten). Die Oberfadenwege prüfe ich nur, wenn Störungen auftreten. Wenn du mit der Zeit merkst, dass die Maschine mehr vibriert oder lauter wird, ist es allmählich Zeit für eine Wartung.

4. Es wurde das falsche Stickvlies zum Stoff und zur Stickerei ausgewählt.

Stickvliese dienen zur Stabilisierung des Stickgrundes. Manche Stoffe brauchen weniger Stabilisierung, manche mehr. Beispielsweise gehört unter dehnbare Stoffe IMMER ein Schneidvlies. Klebevlies oder Reißvlies allein haben keinen ausreichenden Stabilisierungseffekt. Mit Klebe- oder Reißvlies wird sich das Stickmuster verziehen. Diese Stoffe brauchen also mehr Stabilisierung, damit sie sich weniger bewegen können. Das Schneidvlies erfüllt diesen Zweck. Nach der Wäsche bleibt die Stickerei durch das Schneidvlies außerdem gut in Form. Beachte hierzu die kleine praktische Tabelle auf dem Merkblatt und lies hier in dem Beitrag nach, wie man das passende Stickvlies zum Stoff und zur Stickerei auswählt.

5. Die Nadel passt nicht zum Stoff.

Die meisten Stoffe lassen sich gut mit einer 75er Universalsticknadel besticken. Ich persönlich benutze sie für fast alles, außer für Kappen. Für Kappen verwende ich dickere Sticknadeln mit 80er oder 90er Stärke.
Sogar Leder besticke ich mit einer 75er Nadel, manchmal auch mit einer dünneren 65er Nadel, wenn die Schrift die ich aufsticken möchte sehr fein oder klein wird.
Manche machen aber bei ihrem individuellen Maschinenfabrikat die Erfahrung, dass es besser ist, wenn eine dickere Nadel verwendet wird. Gerade Maschinen mit geringerer Durchschlagkraft im Vergleich (z.B. W6 oder Singer), haben dann doch mal mit dickerem/festen Material zu kämpfen. Das muss man dann einfach ausprobieren, mit welcher Nadelstärke es besser klappt.
Wenn man Klebevlies verwendet, hat sich die so genannte „goldene Nadel“ bzw. „Anti-Glue-Nadel“ bewährt. Diese hat eine Titan-Beschichtung, welche dafür sorgt, dass die Nadel besser hindurchgleitet und weniger hängen bleibt.

6. Der Stoff lässt sich nicht einspannen bzw. ist der Rahmen etwas zu groß für das Stickmotiv.

In diesen Fällen hilft ein Heftrahmen. Manche Stoffe lassen sich nicht gut einspannen, weil sie ggf. zu dick für deinen Stickrahmen sind oder der Rahmen zu starke Abdrücke hinterlassen würde. Manchmal ist der Stoff zwar nicht zu dick, aber sehr empfindlich. Da möchte man das Einspannen auch gerne vermeiden.
Manchmal möchte man auch eine bestimmte Größe sticken, hat aber einen nicht ganz passenden Stickrahmen. Umso größer der Stickrahmen, umso größer muss auch dein Motiv sein. Ideal ist es, wenn das Motiv den Rahmen komplett ausfüllt. Wenn das nicht so ist, kann man sich mit einem Heftrahmen behelfen. Ein Heftrahmen ist auch hilfreich, wenn man ein sehr komplexes Motiv stickt mit hohem Vollstick-Anteil. Bei Leder kannst du keinen Heftrahmen benutzen. Hier kannst du das Leder mit einem Hauch Adhesivspray auf dem Stickvlies fixieren.
Falls du Sorge hast, dass der Stickrahmen einen Abdruck bei Jersey hinterlässt, gibt es hier ein tolles Video von Ricoma auf Youtube, wo gezeigt wird, wie man den „Hoop Burn“ (=Rahmenabdruck) entfernt: Link zum Youtube Video
Ich sprühe den Rahmenabdruck mit destilliertem Wasser ein. Dann nehme ich ein Microfasertuch und reibe etwas darüber. Wenn ich mal kein Microfasertuch zur Hand habe, nehme ich auch einfach die Innenseite des Shirts und reibe damit ein paar Mal leicht über den Rahmenabdruck.

7. Der Stoff ist entgegen gesetzt oder sogar schräg zum Fadenlauf eingespannt.

Der Stoff muss immer gerade in Richtung des Fadenlaufs eingespannt sein. Die Stickmuster sind so aufgebaut, dass sie den Fadenlauf des Stoffes berücksichtigen. Wenn du nicht darauf achtest und hier Fehler machst, ist es wahrscheinlich, dass das die Stickerei misslingt. Der Fadenlauf verläuft immer parallel zur Webkante. Hier kannst du mehr darüber lesen: Fadenlauf bei Stoffen erkennen.

8. Ich benutze eine Kombimaschine und habe nicht alle Teile getauscht.

Wenn du eine Kombimaschine benutzt, musst du immer darauf achten, dass du bei der Verwendung des Stickmoduls auch wirklich die Stick-Unterfadenspule benutzt und eine Sticknadel eingesetzt hast. Ich hatte schon häufig bei meinen Kundinnen das Problem, dass noch die Nähnadel eingebaut war, anstatt der Sticknadel.

9. Das Stickmuster ist plötzlich verrutscht.

Manchmal bleibt der Rahmen beim Sticken irgendwo hängen oder stößt an. Das merkt man dann oft erst, wenn man mitten im Motiv die Maschine ausschaltet und später wieder weiter stickt. Vielleicht ist man auch ausversehen gegen den Rahmen gekommen als sie abgeschaltet war. Wenn man bemerkt, dass der Rahmen bzw. das Muster verschoben ist, muss man den Rahmen entfernen und die Maschine ausschalten. Anschließend vom Strom trennen, kurz warten und sie dann wieder einschalten. Wenn man Glück hat, stimmt die Position wieder nach dem erneuten einschalten, wenn nicht, muss man das Motiv erneut sticken. Wenn der Rahmen während des Stickvorganges irgendwo anstößt, kann das Motiv auch verrutschen.
Achte im Falle des Falles darauf, dass die Nadel wieder zentriert ist, wenn das Muster vorher verschoben war. Falls die Nadel nach dem Neustarten der Maschine nicht in der Mitte des Stickrahmens zu sehen ist, solltest du sie zu einem Techniker bringen. Dann ist nämlich der Stickschlitten verschoben und muss neu eingestellt werden.

10. Stoff wurde unter Zug eingespannt oder zu locker eingespannt.

Der Stoff darf nicht unter Zug eingespannt werden. Das ist bei dehnbaren Stoffen besonders wichtig. Es erfordert ein bisschen Übung dehnbare Stoffe einzuspannen. Du kannst es dir erleichtern, indem du ein Bügelvlies hinter den dehnbaren Stoff bügelst und es dann erst einspannst. Bei diesen Stoffen musst du immer ein Schneidvlies verwenden. Ich benutze nur noch das Weblon von Madeira. Das ist ein sehr dünnes Schneidvlies, dass nach dem Waschen noch weicher wird. Man kann es auch sehr gut doppelt nehmen, ohne dass es nachher durchscheint.
Wenn der Stoff zu locker eingespannt wird, kann er sich im Stickrahmen bewegen und so verzieht sich immer die Stickerei.

11. Die Datei kann nicht geladen werden.

Hier gibt es mehrere Möglichkeiten:

1. Die Zip-Datei wurde nicht entpackt, bevor du es auf den Stick gezogen hast. Mit einem Doppelklick auf die ZIP Datei ist es nicht getan. Du brauchst ein Programm wie z.B. Winrar/Winzip, um deine Stickdateien zu entpacken. Das Programm ist kostenlos, man muss nur die Werbung für die Vollversion immer weg klicken.

2. Es sind zu viele Stickdateien auf dem USB-Stick. Ein paar Fabrikate mögen es nicht, wenn zu viele Dateien auf dem USB Stick sind oder der USB Stick an sich zu groß ist. Probier es im Zweifel mit einem anderen USB-Stick.

3. Du hast das falsche Dateiformat oder die falsche Dateigröße auf den Stick gezogen.

Nun kennst du die häufigsten Fehler. Oft ist es so, dass mehrere Probleme kombiniert vorliegen. Versuche erstmal alle möglichen Ursachen auszuschließen. Wenn alles nichts hilft, kannst du dich immer an den Ersteller der Stickdatei wenden.

Falls du dich mal an einen Stickdatei-Ersteller wenden solltest, weil du Hilfe benötigst, solltest du ein Foto von Vorder-und Rückseite mit schicken. Außerdem solltest du folgende Fragen gleich vorneweg beantworten:

  • Welches Vlies und wieviele Lagen hast du verwendet?
  • Welche Nadel ist in der Maschine eingebaut?
  • Welches Garn verwendest du?
  • Mit welcher Maschine stickst du?
  • Welche Rahmengröße hast du verwendet?
  • Hast du einen Heftrahmen verwendet?
  • Wie hast du Stoff und Vlies zusammen eingespannt?

    Ich hoffe sehr, dieser Beitrag hat dir weiter geholfen!

Hier findest du nun den Download des Merkblattes:

  1. Hallo,
    was ist denn ein Heftrahmen ?
    Ich habe Glittergarn und der räufelt sich immer auf.
    Habe ich da die falsche StandartNadel ?
    LG
    Manuela

    1. Hallo 🙂 Welche Maschine hast du denn? Bei manchen Maschinen kann man per Knopfdruck einen Heftrahmen hinzufügen (z.B. bei Brother). Den stickt man, bevor man das eigentliche Stickmuster stickt. Das ist ein einfacher Gradstich, der wie ein Rahmen den Stoff und das Vlies einmal zusammen näht. So ist dann der Stoff fixiert und kann sich nicht mehr großartig bewegen. Wenn du in deiner Maschine keine Heftrahmen hast, schau mal hier bei Cyncopia da gibt es die Dateien dafür als Freebie: https://www.cyncopia.com/de/wissenswertes/stickdateien-tipps-und-tricks/stickdatei-heftrahmen-freebie-fuer-deine-maschine

      Es gibt Sticknadeln für Metallic-Garn von Madeira und Schmetz. Die haben ein größeres Nadelöhr, deswegen reißt das Garn da weniger. Bei Metallicgarn hilft es auch oft schon, wenn du den Fadenweg verlängerst. Stell einfach ein Glas rechts neben deine Maschine und leg dort das Metallicgarn rein. Dann einfach wie gewohnt in die Maschine einfädeln. Es gibt aber auch fertige Garnrollenständer, z.B. von Prym, den benutze ich gerne, weil der Standfuß aus Metall ist und es mir nicht umkippt (Werbelink) https://amzn.to/3QqGr1k

      Wenn du möchtest, kannst du dir auch selbst einen Garnrollenhalter basteln. Im Blog von Elfenidee gibt es eine tolle Anleitung dafür: https://elfenidee.com/nadelarbeiten/garnrollenhalter/

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